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Zensur und betretenes Schweigen beim LSK

Veröffentlicht von Toni (toni) am Apr 29 2017
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Manch einem Besucher der Website des Landesverbandes Sachsen der Kleingärtner e. V. (www.lsk-kleingarten.de) mag es bereits aufgefallen sein. Seit etwa Mai 2016 hat der Landesverband das Gästebuch seines Internetauftrittes geschlossen, das Forum verschwand wenig später sogar ganz.

Ruft man das Gästebuch auf, erhält man nur noch einen kurzen Text, der die Schließung versucht zu begründen, aber nicht wirklich überzeugend ist:


Man habe das Gästebuch also hauptsächlich wegen der „finanziellen Last“ eingestellt.

Schließlich sei man als Verband „in erster Linie für seine Mitglieder da.“

Mal ganz davon abgesehen, dass insbesondere letzteres kaum mehr spürbar ist, wie uns immer mehr (noch) in Verbänden organisierte Vereine mitteilen, so stellt doch der geneigte Betrachter mit Leichtigkeit fest, dass ein Gästebuch auf einer Internetpräsenz keine Kosten verursacht.

Für dieses Wissen muss man nicht einmal professioneller Webdesigner oder ähnlich internetaffin sein. Sollte das Gästebuch beim LSK also wirklich eine „finanzielle Last“ verursachen, so hilft ein Wechsel zu gängigen Webhostern…

Was ist nun aber der wirkliche Grund für die Schließung beider Beteiligungsmöglichkeiten?

Die Antwort ist recht simpel: ungewollte Kritik und öffentliches Aufzeigen der Inkompetenz und des geringen Mehrwertes der Verbände im Kleingartenwesen.

Der LSK betreibt hier eine klassische Zensur und versucht damit zum einen, seinen Besitzstand zu wahren, und zum anderen, die Vernetzung wehrhafter Kleingärtner und ihrer Vereine zu torpedieren. Es kommt schließlich nicht besonders gut an, wenn die Unfähigkeit und das teilweise diktatorische Verhalten der eigenen Mitgliedsverbände öffentlich an den Pranger gestellt werden.

Denn der LSK ist auf seine Mitgliedsverbände als Inkassostellen der Verbandsbeiträge bei den Kleingärtnervereinen angewiesen.
Wird das Ehrenamt noch so hochgepriesen, so wollen doch in Vollzeit angestellte "Präsidenten", "Geschäftsführer" und Verbandsvorstände bezahlt werden – und das nicht gerade nach Mindestlohn.
So erhielt der Geschäftsführer des Kreisverbandes Leipzig nach uns vorliegenden Informationen im Jahr 2015 als Quereinsteiger ohne entsprechende Qualifikation ein Gehalt von ca. 57.000 € (brutto) - sich selbst zugeschusterte Aufwandsentschädigungen, Sitzungsgelder oder andere Arten von Entlohnungen für selbst geschaffene weitere Posten nicht mit eingerechnet.


Das Ehrenamt wird nur immer dann bemüht, wenn in den Kleingärtnervereinen – also am Ende der „Nahrungskette“ die tatsächliche Arbeit erledigt werden soll.

 

Im Gästebuch des LSK kam es seit mindestens 2013 gehäuft zu kritischen Einträgen. Leider hat man heutzutage keinen Zugriff mehr auf die historischen Einträge in das Gästebuch (ein Schelm, wer Absicht dahinter vermutet!). Bemüht man aber einmal die Wayback-Machine des Internet-Archivs (www.archive.org), so erhält man einige Momentaufnahmen des Gästebuchs.

 

Man kann bis ins Jahr 2013 zurückblicken.

 

So findet sich im August 2013 ein Beitrag von „July“, der über ähnliche Vorgänge im Kreisverband der Kleingärtner e. V. Döbeln berichtet. Dort werden offenbar kritische Einträge auch rigoros gelöscht.

Nur wenige Tage später schreibt July erneut und antwortet auf einen anderen Eintrag im Gästebuch, der offenbar aber vom Administrator gelöscht wurde. Interessant ist aber der Verweis auf eine Steigerung des Verbandsbeitrages wegen unnötiger Gerichtskosten.

Die nächsten zu findenden Auszüge aus dem Gästebuch stammen aus dem Jahr 2015. In dieser Zeit waren die Zustände im Kreisverband Leipzig der Kleingärtner Westsachsen e. V. miserabel (nicht, dass es unserer Meinung nach bis heute irgendwie besser wäre…). Deshalb hatten wir uns an den Landesverband gewendet. Wir suchten das Gespräch und dies mündete in eine Einladung an den Präsidenten des Landesverbandes, Herrn Peter Paschke. Was daraus geworden ist, sieht man hier:

Ein anderer Kleingärtner aus Leipzig äußerte eine durchaus nachvollziehbare Vermutung:

Währenddessen meldete sich Herr Paschke bei uns, allerdings viel zu spät. Außerdem wollte er an einem Werktag um 10 Uhr morgens erscheinen – für uns (teils auch samstags) berufstätige Vereinsvertreter nicht realisierbar.

Einige Wochen später meldete sich der Leipziger Gartenfreund wieder zu Wort, zugegeben etwas schroff:

Wir ließen uns natürlich nicht lange bitten und nahmen dieses Angebot an. Die Mails des Herrn Paschke geben wir jetzt hier nicht wieder, denn wir zitieren sie faktisch in einigen Gästebucheinträgen:

Anfang 2016 meldete sich July aus Döbeln noch einmal. Offenbar hatte sich seit 3 Jahren (!) im dortigen Verband keine Besserung eingestellt.

Darauf antworteten wir:

Schließlich berichteten wir kurz vor Schließung des Gästebuchs von weiteren Austritten – in der Hoffnung, endlich ein förderliches Aktivwerden des Landesverbandes zu erreichen:

Diese Hoffnung wurde enttäuscht – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil sogar: seitdem haben wir weitere Aspekte in Erfahrung gebracht, die unserer Meinung nach deutlich zeigen, dass der LSK nicht etwa eine mögliche Heilung für die zahlreichen Probleme in den Verbänden ist, sondern vielmehr deren Hauptversacher. In weiteren Beiträgen wird dies klar werden.

Sie haben sicher erkannt, dass auch beim LSK einiges im Argen liegt. Auf diesen vermeintlich übergeordneten Verband zu hoffen, wenn es im eigenen Regionalverband hakt, ist also vergebene Liebesmüh.

(am)


(Die Screenshots wurden durch uns als Abgriff der von der Wayback-Machine unter www.archive.org gespeicherten Inhalte des Gästebuchs des LSK angefertigt und unverfälscht wiedergegeben. Die Rechte an den Einträgen im Gästebuch liegen beim jeweiligen Verfasser. Berechtige Wünsche auf Entfernung einzelner Einträge nehmen wir gern entgegen und kommen dem umgehend nach.)

Zuletzt geändert am: Feb 15 2018 um 20:32:01

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